Volkshochschule Wil: «Persönlich im Hof zu Wil» mit Besucherrekord

Moderator Roland P. Poschung, Dr. med. Christoph Niederberger, Ruth
Maria Kubitschek und Daniel Schönenberger, Leiter Volkshochschule Wil (v.l.).
(c) Fotos: Helena Hohermuth/Kulturonline.ch
Anmutig, hilfsbereit und humorvoll
Über 130 Gäste besuchten die zweite Auflage der Veranstaltung «Persönlich im Hof zu Wil» der Volkshochschule Wil. Die Erzählungen der bekannte Filmschauspielerin Ruth Maria Kubitschek und vom Wiler Arzt Dr. Christoph Niederberger faszinierten. Moderator Roland P. Poschung gefiel durch originelle Fragestellungen.
Gleich fünfmal mehr Besuchende als bei der Premiere zählte dieser Anlass, der aus Platzgründen nicht mehr in den Räumen der Volkshochschule Wil durchgeführt werden konnte, sondern im Kellergewölbe vom Hof eine wunderbare Atmosphäre fand. Zu Beginn, nach einer stimmungsvollen Aufwärmrunde, liess die Gesellschaft die Freundin von Ruth Maria Kubitschek, Heidi Lang, wegen ihrem Geburtstag gesanglich hochleben. Sie ist die gute Seele von Kubitschek's «Garten der Aphrodite». Zwar sage sie zu ihrer Freundin Ruth «Chefin» oder «Regierung», aber das eigentliche Machtwort habe Heidi.
Eine magnetische Wirkung
Magnetisch zogen die Ehrengäste Kubitschek und Niederberger das Publikum mit ihren spannenden Schilderungen aus ihrem intensiven Leben in ihren Bann.
Moderator Roland P. Poschung, Inhaber der Firma Medien und Ausbildung (mua.ch), begann das Gespräch mit einer persönlichen Erinnerung: 1966 durfte er die 3-teilige Durbridge-Krimiverfilmung «Melissa» mit der damals 35-jährigen Ruth Maria Kubitschek (RMK) allein als 10-jähriger Bub am Fernsehen in St. Gallen verfolgen. Wegen dieser Geschichte verband er das Thema Angst mit der Person Kubitschek, sie war die erste Frau, welche ihm Angst machte. Schnell kam der angeregte Dialog zwischen den Gesprächspartnern in Gang. Persönliche Erinnerungen, lustige und traurige Momente aus ihrem Leben wechselten ab mit turbulenten Männer- und Frauen-Geschichten. Selbst Episoden aus der «niederbergschen Lausbuben-Zeit» wurden nicht ausgelassen, dabei erfuhr man, dass der beliebte Wiler Hausarzt als Jugendlicher heimlich mit seinen Geschwistern Sexhefte verkaufte, die sie in der Papiersammlung fanden.
Stimmungsvoll.
Eine wunderbare Ambiance herrschte im Kellergewölbe vom berühmten
Wiler Hof für tiefgehende und emotionsreiche Gespräche.
Beide Gesprächspartner erinnerten sich an ihre Kindheit, an ihre Eltern und deren Sorgen, an die Bedeutung des Glaubens, an die berufliche Entwicklung und Zukunft. Ergreifend war manche Episode, zahlreiche emotionale Schilderungen waren anmutig, von Hilfsbereitschaft und vielen humoristischen Einlagen geprägt. Die Gäste amüsierten sich prächtig, denn Moderator Poschung stellte geschickte Fragen, hinterfragte kritisch und provozierte mit einem Augenzwinkern, was mit starkem Applaus quittiert wurde.
Ein erfülltes Leben
Sowohl Ruth Maria Kubitschek, die sich im Jahr 2014 von der Filmszene verabschiedet hatte und nun mehr Malen und weiter Bücher schreiben will, wie auch Dr. med. Christoph Niederberger sprachen über ihr erfülltes, vielseitiges Leben.
Für Niederberger ist das freizeitliche Engagement bei der internationalen Hilfsorganisation «German Doctors» enorm wichtig: «In diesen Einsätzen bei Bedürftigen kann ich Energie auftanken, so widersprüchlich dies klingen mag. Bei diesen Menschen geht es ums Überleben, Depressionen – dies im Vergleich zur westlichen Welt mit Burnout oder psychischen Problemen – kennt man in diesen Entwicklungsländern nicht.» Er habe quasi einen Deal mit seiner Frau, eine gelernte Apothekerin, abgeschlossen: «Ich darf Anfang November 2015 wieder nach den Philippinen reisen, um mit den Versorgungsfahrzeugen «Rolling Clinics» helfend unterwegs zu sein, dafür ist heute meine Frau Chatrina hier nicht anwesend. Sie weilt wegen ihrem Sprachtalent in Costa Rica, um Spanisch zu lernen.»
Auch das Älterwerden wurde thematisiert. «Jeder ist seines Glückes Schmied. Achten Sie auf Ihren Körper, pflegen Sie ihn mit gezielten Massagen. Wir weben selbst den Teppich des Lebens. Die Verantwortung liegt bei jedem Einzelnen. Geniessen Sie jeden Augenblick und atmen Sie gesunde Luft schon früh morgens ein», sagte Ruth Maria Kubitschek.
Auch das Publikum bekam Gelegenheit, um Fragen zu stellen. Und bei einer spontanen Geldsammelaktion für «German Doctors» durfte Dr. Niederberger zum Schluss fast 1300.-- Franken für die Hilfsorganisation entgegennehmen. Damit würdigten die Gäste sein selbstloses Engagement. (hh)