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Berühmter Dirigent und Mozart-Experte der Uni Mozarteum als Ehrengast im «Persönlich im Hof zu Wil» – Ein faszinierendes Gespräch
Prof. Dr. Dr. Josef Wallnig, Universität Mozarteum, aus Salzburg ist am Sonntag, 24. November 2019, Beginn 10.00 Uhr, Ehrengast im «Persönlich im Hof zu Wil». (c) Fotos: mua.ch
Moderator Roland P. Poschung, Botschafter der Stadt Wil 2019, heisst Prof. Dr. Dr. Josef Wallnig aus Salzburg und den St. Galler Regierungsrat/CVP-Ständerat Benedikt Würth am Sonntag, 24. November 2019, Beginn 10.00 Uhr, im Hof willkommen
Link der Volkshochschule Wil
Prof. Dr. Dr. Josef Wallnig, mit Ihrem verdankenswerten Besuch als Ehrengast von «Persönlich im Hof zu Wil» der Volkshochschule Wil am 24. November 2019 bringen Sie einen internationalen Hauch von Salzburg und einen musikalischen Hochgenuss von Mozart in die Äbtestadt. Wie sind Sie aufgewachsen?
Josef Wallnig: Geboren wurde ich in der Nachkriegs Zeit 1946 im Zentrum von Salzburg. Meinen Vater hatte der Krieg von Kärnten mit Umwegen über die Front nach Salzburg verschlagen, wo er dann als Lehrer an einer Hauptschule Arbeit fand. Und vor allem fand er meine Mutter, der er in einer glücklichen Ehe viele Jahrzehnte verbunden war. Und das galt natürlich auch umgekehrt. MeineMutter entstammte einer Salzburger Kaufmannsfamilie, die am Ende des 19. Jahrhunderts jenes Haus gekauft hatte, in dem nach vielen Generationen auch wir noch leben. Ein 600 Jahre altes Haus im Zentrum Salzburgs, in der Nähe von Mozarts Geburtshaus, meinem Lebenstrabanten,ein Haus, in dem auch Generationen von Bürgermeistern, aber auch Constanze Mozart mit ihrem zweiten Gatten Georg Nissenin Salzburg lebte.
Wie uns scheint, so wurden Sie schon früh von ihren lieben Eltern gefördert …
Josef Wallnig: Ja, tatsächlich. Als einziges Kind genoss ich die «volle Konzentration und Förderung» von Eltern und Grosseltern, mit denen ich zusammen im vierten Stock dieses Hauses bis zu meinem 18. Lebensjahr wohnte. Meine Studien zogen mich dann allerdings für viele Jahre nach Wien, wo ich ab 1964 an der Universität Jus und an der Musik Akademie Klavier und Dirigieren studierte. Diese Studien beschloss ich mit einem Dr. iuris Grad und zwei Auszeichnungsdiplomen in Dirigieren bei dem weltberühmten Lehrer Hans Swarowsky ab. 1971 schloss sich ein Dirigier-Perfektionsjahr in Rom an: neue Eindrücke, neue Sichtweisen bei dem nicht minder berühmten Dirigenten und Pädagogen Franco Ferrara.
Später zog ich nach Wien, wo ich an der Wiener Staatsoper als Korrepetitor die ersten entscheidenden Eindrücke von Oper und ihrer Ausführung auf höchster Ebene erhalten habe.
Sie waren auch Studienleiter und Kapellmeister in Deutschland.
Josef Wallnig: Genau. Mein erstes professionelles Engagement als Studienleiter und Kapellmeister war in Kaiserslautern, an einem kleinen Theater, an dem ich unendlich viel an Handwerk und Routine lernen konnte.
Sopranistin Marianna Herzig bei der eindrücklichen Probe im Mozarteum in Begleitung am Klavier von Almira Kreimel.
Wie kam es zu Ihren Aktivitäten an der Universität Mozarteum in Salzburg?
Josef Wallnig: Von Kaiserslautern führte mich mein Weg wieder nach Salzburg zurück, an das Salzburger Landestheater, wo ich die Funktion eines stellvertretenden Opernchefs und ersten Kapellmeisters einnahm. Durch Zufall hörte ich von der Ausschreibung einer Professur für Opern-Interpretation an der Universität Mozarteum. Ohne mir irgendwelche ernsthafte Hoffnungen zu machen,bewarb ich mich dort als 34 Jähriger.
Es gehört zu den ganz grossen Glücksfällen meines Lebens, dass ich auf diese Professur in der heute nicht mehr existenten Form eines Ordinariatesberufen wurde, als einer der jüngsten Ordinarien Österreichs überhaupt. Das heisst verbunden mit Pragmatisierung und Beamtenstatus. Dankbarkeit der heiligen Cecilia in den unsicheren Zeiten der Künstlerkarrieren.
Zudem habe ich bis zu meiner Pensionierung als Professor für Opern-Interpretationund Leiter der OpernklasseGenerationen von jungen Sängerinnen und Sänger unterrichten dürfen, und einige von unseren Absolventinnen und Absolventen haben Welt-Karriere gemacht. So Camilla Nylund, sie wurde gerade zur Kammersängerin der Wiener Staatsoper ernannt ... Jetzt ist sie im Olymp! Am Mozarteum war ich zudem vier Jahre Vize-Rektor und in anderen akademischen Funktionen administrativ tätig.
Volle Konzentration in der Probe an der Universität Mozarteum in Salzburg: Sängerin Celina Hubmann wird am Klavier von Prof. Dr. Dr. Josef Wallnig begleitet.
Als Professor, Dirigent und Mozart-Experte geniessen Sie einen internationalen Ruf. Haben Sie diese beachtliche Karriere geplant?
Josef Wallnig: Meine Zukunftsperspektive, dass sich durch die Annahme der Professur meine Tätigkeit ausschliesslich auf Salzburg beziehen würden, war falsch. Es öffneten sich im Gegenteil Türen und Tore in die grosse weite Welt. Ich durfte in Amerika ebenso unterrichtenwie in Japan, Korea, China, am Bolshoi Theater in Moskau, ja sogar in Ägyptenund natürlichen in vielen Ländern Europas. Unterrichten und dirigieren, oft beides in Kombination.
Einen speziellen Bezug haben Sie zu Litauen, wo Sie auch Ehrentitel bekamen. In Österreich erhielten Sie sogar das Ehrenkreuz.
Josef Wallnig: Mit Litauen bin ich stark verbunden. In diesem Land habe ich bisher ungefähr 15 Produktionen, diverse Gastkurse und Konzerte realisiert. Mit solchen Produktionen durften wir 2019 auch in London gastieren.
Es erfüllt michmit dankbarem Stolz, Ehrendoktor der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Vilnius zu sein. Damit wurde ich Nachfolger von der Geigen-Legende Yehudi Menuhin, der lange in Saanen, im Kanton Bern, lebte. Ebenso gross war für mich die Freude, vom Bundespräsidenten Österreichs mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse ausgezeichnet worden zu sein.
Mit ganzer Ausdruckskraft singt Sofia Vinnik bei Prof. Dr. Dr. Josef Wallnig an der Uni Mozarteum in Salzburg. (c) Fotos: mua.ch
Sie sind 73 Jahre jung. Was erfüllt Sie heute noch beim Unterricht am Mozarteum?
Josef Wallnig: Es ist immer wieder die Arbeit mit jungen begabten Musikerinnen und Musikern Sängerinnen und Sängern, die vor allem Mozart in einer vertieften Weise kennen lernen sollen. Das ist eigentlich das Zentrum meines künstlerischen und pädagogischen Lebens, gipfelnd in dem Dirigat der ersten Opern des damals elfjährigen Mozarts bei den Salzburger Festspielen 2006 mit Studierenden des Mozarteum.
Vor15 Jahren habe ich am Mozarteum das Mozart Operninstitut gegründet, umjene vertiefende Sichtweise von Mozarts Oper und Mozarts Musik im Allgemeinen an Sängerinnen und Sänger weitergeben zu können. Das Mozart Opern Institut hat in Macau, eine Chinesische Sonderverwaltungszone,wie in Peking gastiert. Im römischen Theater von Fiesolemit Clemenza di Titoebenso wie mit einer grossen Zahl von Produktionen in Salzburg.
Wenn wir Sie auf diese lebendige Form des Unterrichtens ansprechen, dann haben wir das Gefühl, Sie sprudeln vor Glücksempfindungen.
Josef Wallnig: Gut beobachtet! Es ist ein weiteres Glück dieser Professur, dieses Ordinariates, dass ich nicht mit 65 in Pension gehen durfte beziehungsweise musste, sondern als Emeritus bis zu meinem 68. Lebensjahr weiter arbeiten konnte.
Auch jetzt bin ich immer noch dem Mozarteum verbunden, und es ist für mich eine grosse Freude, dass Scharen von jungen interessierten Sängerinnen und Sängern meinen Unterricht gerade zu stürmen, und wir in einer vollkommen entspannter Art und Weise – und zwar auf Augenhöhe – uns der wunderbaren Musik von Mozart und ihren Geheimnisse anzunähern versuchen.
Neben der Universität Mozarteum im Zentrum von Salzburg ist auch das Landschloss Frohnburg, etwas ausserhalb von Salzburg gelegen, ein weiterer Ort Ihres Wirkens.
Josef Wallnig: Inzwischen sind seit meiner Emeritierung weitere fünf Jahre vergangen, und ich habe das Glück, dem Mozarteum immer noch verbunden sein zu dürfen und dies für ein weiteres Jahr noch zu bleiben. Ja, ich unterrichte in einem Schloss namens Frohnburg an einem der schönsten Orte Salzburgs, die Studierenden kommen nie zu spät, denn allein der Weg zu diesem Schloss und der Aufenthalt dort sind schon eine Kostbarkeit für sich. Und das schönste Geschenk ist dann, wenn sie beglückt wieder weg gehen.
Übrigens, das Schloss Frohnburg diente der US-Armee nach dem Zweiten Weltkrieg als Hauptquartier. Filmisch hat sich Frohnburg zudem als ein weiterer Drehort in Salzburg – wegen der musikalisch-berühmten Trapp Familie im Streifen «The Sound of Music» (1965) mit Julie Andrews – einen bleibenden Namen geschaffen.
Haben Sie neben Ihren diversen Aktivitäten, Sie sind ja noch ein viel gebuchter offizieller Fremdenführer in Salzburg, Hobbys?
Josef Wallnig: Ist es nicht herrlich, wenn ich sagen darf, mein Leben ist mein Hobby. Mein Hobby ist es zu leben, so leben zu dürfen, wie ich lebe. Man könnte es vielleicht so formulieren: es ist die Liebe und die Schönheit, die ich durch mein ganzes Leben kennen lernen durfte, in allen Ausformungen der Kunst, der Musik, der Architektur, natürlich in der Natur und die Vertiefung im Glauben. All das ist der Schatz, den ich mit grosser Hingabe und Freude teilen möchte. Teilen einerseits als Pädagoge mit jungen aufgeschlossenen Musikerinnen und Musikern, andererseits aber mit allen lieben Freunden in aller Welt.
Ich denke oft, dass die Götter es so gut mit mir und meiner Familie gemeint haben, und das erfülltmich mit Dankbarkeit und Demut. Mein Wunsch und meine Hoffnung sind es, dass dieses bisher so glückliche Leben sich in guten Bahnen abrunden möge. Liebe, Dankbarkeit und Respekt sind es wohl, die mich hoffentlich bis zu jenem Ende weiterhin begleiten mögen.
Moderator Roland P. Poschung von der Gesprächsreihe «Persönlich im Hof zu Wil» traf Prof. Dr. Dr. Josef Wallnig in Salzburg. Bild aus dem Garten von Schloss Frohnburg, welches der Universität Mozarteum gehört.
Lieber Herr Prof. Dr. Dr. Josef Wallnig, wir bedanken uns für dieses sehr persönliche und offene Gespräch! Wir freuen uns, Sie am Sonntag, 24. November 2019, Beginn 10.00 Uhr, im «Persönlich im Hof zu Wil» mit Regierungsrat und Ständerat Benedikt Würth begrüssen zu dürfen.
Links
Universität Mozarteum
Schloss Frohnburg / Salzburg
Salzburg Tourismus
Spielfilm «The Sound of Music»
Ausführliche Szenen zum Spielfilm «The Sound of Music»
Die Trapp-Familie